Eine Filmreihe kuratiert für das Goethe-Institut Mexiko

„Knappheit, Authentizität, Andockfähigkeit und Zusammenhang, die Tugenden des Kurzfilms…Die kurzen Formate sind … das, was der Schmuggler im Alltag als kürzeste Verbindung braucht.“ ( A. Kluge) 1995 publiziert Tracey Emin ihr Video: WHY I NEVER BECAME A DANCER und erzählt darin von ihrer Jugend und der Sehnsucht.
Zwischen Musikvideos & fiktionalen Stoffen, zwischen Vorstädten und Polizeistationen wo verortet sich die Jugend von Mitte der 1990iger - bis heute.
Gestern die Berliner Schule & heute? Was erzählt Deutschlands Jugend? Und wie erzählt sie es. In den 1990iger gab es, und gerade als Studierender, eine strenge Begrenzung des Materials. Diese Begrenzung hat, wie so oft, die künstlerische Form verstärkt, dem Film die Form erst gegeben. RAKETE ist mit genau einer Rolle 16mm, die 10’ bedeuten, gedreht worden. Jan Peters hatte es sich zur Aufgabe gemacht, immer eine Rolle Super8, die 3’ entsprechen, für die Feier seines Tages zu drehen. Bei DIE RUHE BLEIBT führt wieder Patrick Ort die Kamera und wie schon bei RAKETE interessiert ihn die Möglichkeiten der Erzählung allen Platz zu geben- in jetzt, einem fiktiven Ende der Filmrolle, ebenfalls nach 12’. Im Vergleich zu einem Heute, einem Leben in HD, ist dem Filmmaterial eine gewisse Unschärfe inhärent. Diese Unschärfe ist Teil des Eintritts in die andere Welt. Und von heute aus betrachtet und praktiziert: in der Möglichkeit, frei zu sein von der Begrenzung liegt die Chance, Bilder zu finden, die sonst womöglich der Produktionsweise geschuldet, keine Möglichkeit hatten gesehen zu werden. Und in diesen neuen Bildern und der Montage ist ein Blick auf eine Jugend möglich, die jenseits von facebook wahnsinnig frei und verletzlich die Nacht durchtanzt: Ulrich Köhlers RAKETE & Paul Spengemanns PHILOSOPHIEREN. Wenn es
in RAKETE noch eine klare Anordnung von einem Beziehungsmuster gibt, das durchbrochen wird, dann ist es in PHILOSOPHIEREN nur mehr eine Anordnung von Freunden, die das Haus & die Orte durch die Nacht bringen. Alle Anklänge von Beziehungen bilden sich visuell ab, Anfang wie Ende stehen als Solitäre da. Es sind die Raketen, die in die Luft gejagt werden, die den Rahmen für die filmische Landschaft geben. Helene Hegemann ist 16 Jahre als, als sie sich mit TORPEDO an den Filmhimmel katapultiert- um sie herum - die anderen beiden Raketen, die in den Himmel steigen und damit den Rahmen für die Programme geben:
Zwischen diesen beiden Filmen liegen fast 20 Jahre und viele Ichs.
Als das Ende der Geschichte Anfang der 1990iger von Fukushima verkündet wird, sind seine Gedanken eine direkte Reaktion auf den Zusammenbruch des Ostens. Diese so grundlegende Veränderung hatte Auswirkungen auf Alles.
Das Ich im Kurzfilm ist immer wieder Bühne und Arena für den Widerstand - gegenüber
1 sich selber, der Geschichte und Handlung. Unkonventionelle Blickwinckel befreien den Körper. Die Geschichte bleibt. Wie sich verhalten- was tun? TROTZDEM DANKE ! als künstlerische Intervention im Berliner Straßenalltag - kein Geld zu wollen für eine Aktion ist das Gegenteil vo Fukushimas These. Die Logik des Kapitalismus hat uns komplett umfasst.
CASTING JESUS CHRIST ist die Konsequenz, denn Jesus brauchte nichts- was brauchen
eigentlich wir? DIE RUHE BLEIBT- heißt es am Filmset und der Praktikant steht exemplarisch für eine Jugend, nicht nur in Deutschland- im Gegenteil- deren Perspektiven, innerhalb Europas, sehr sehr geschrumpft sind.
Die Vorstädte sind Reflexionsfläche vieler Filme. Das Leben der Bohème einer entfernten Zukunft vorbehalten. Diese Vorstädte, die in einer Ordnung stehen, die direkt zurückverweisen auf die Familiengeschichten: im Fachismus gab es ein freiweilliges Einreihen - laut und deutlich- in den 1960igern, als viele dieser Vorstadtsiedlungen in rotem Klinker in die Norddeutsche Landschaft gebaut wurden, ging es wieder um ein Einreihen. Diesmal leise und unauffällig. Die Garagentore stehen für den Traum einer Nation- wir sind wieder werjetzt werden sie rhythmisch geöffnet und geschlossen. SENSORAMA-STAR ESCALATOR Heute, 2016, ist es schwer, diese Garagen zu finden. Manchmal noch im Ruhrgebiet- ansonsten sind viele dieser Orte den wachsenden Städten gewichen- mehr Wohnungen für den freien Markt! Verkaufen, verkaufen, Spirale des entfesselten Kapitalismus. Der Eigner um die Ecke baut 20 Eigentumswohnungen- würde er 22 Wohnungen bauen, müßte er Sozialwohnungen integrieren. Na dann lieber nicht! Deswegen ist die Fahrt mit dem Fahrrad, die Eigendynamik so wichtig: ICH FAHRE MIT DEM FAHRRAD IN EINER HALBEN STUNDE AN DEN RAND DER ATHMOSPHÄRE. Es ist nicht schwierig, die Veränderung zu denken und anzustreben, wir müssen es nur tun. THEORIE IST PRAXIS- war die Grundprämisse für das Denken und Handeln in der BRD bis Mitte 1970iger. Film ist Praxis - in diesem Sinne:
TROTZDEM DANKE!
WIDER DAS SCHRUMPFEN -
FÜR DAS ERGREIFEN DER BILDSCHIRME!
WERDET SCHMUGGLER!

Beitragsbild 1
Beitragsbild 2